Schreck zur Nachtstunde…

Gála ist weg!

Wie so oft sind die Katzen gestern Abend noch im Hausflur herumgestreunt. Als ich ins Bett gehen wollte und die letzte Fütterung ausrief, kam nur Poldi! Wo war Gála? Ich bin den ganzen Hausflur herunter und wieder hoch gegangen, habe auch in den Kleiderschrank gesehen (obwohl ich sie dort diesmal gar nicht „eingesperrt“ haben konnte). Ich habe auch die Haustür geöffnet und die Kleine gerufen. Sogar die Balkontür habe ich nochmal geöffnet, obwohl doch keine Katze bei diesem stürmischen und regnerischen Wetter freiwillig draußen geblieben wäre… Nichts!
Keine Gála!

Nun ist sie ja recht neugierig. Die chinesische Großfamilie im 1. Stock hat die beiden Wohnungstüren tagsüber häufig offen und gerade die Kinder wechseln zwischen den Wohnungen hin und her. Ob Gála wohl den Nachbarn einen Besuch abgestattet hatte und versehentlich zur Nacht eingesperrt worden war? Na, das dürfte ja was geben, schließlich ist die Familie ja nicht auf Katzenbesuch eingerichtet. Aber um 21:30 Uhr konnte ich ja auch nicht mehr klingeln. Also habe ich auf Deutsch und Englisch Zettel geschrieben, dass ich meine Katze suche und sie vielleicht in einer Wohnung ist. Auch meiner Hausmeisterin habe ich einen Zettel geschrieben, dass sie ggf. im Haus herumfragt, schließlich musste ich ja heute ins Büro. Meine Wohnungstür habe ich einen Spalt offen gelassen, falls Gála sich doch irgendwo versteckt hielt oder „freigelassen wurde.
Interessant war Poldis Reaktion: er hat „sein Mädel“ tatsächlich gesucht und mit mir viel „gesprochen“. Auffällig war vor allem, dass er vor lauter Aufregung nicht gefressen hat! Es half nichts, ich musste ins Bett…

Heute früh: keine Gála da. Nochmal im Haus gesucht, alle Wohnungstüren waren geschlossen. Morgens lüfte ich, daher habe ich die Balkontür trotz des Windes geöffnet. Poldi ist auch gleich raus gegangen, aber schnell wieder rein gekommen. Ich bin dann selbst kurz raus gegangen, und da hörte ich ein zaghaftes Miauen! Gála? Tatsächlich, sie antwortete auf mein Rufen! Aber wo war sie – zu dieser Jahreszeit ist es gegen 6 Uhr früh ja noch dunkel. Ich also eine Taschenlampe geholt und zunächst zum Küchenfenster im 1. Stock geleuchtet, das auf Kipp stand. Keine Katze. Wieder gerufen, wieder Antwort – und da saß sie, auf der Terrasse im Erdgeschoss! Ich also schnell hinunter und Gála gerufen. Obwohl Wohnungskatzen, habe ich zum Glück ich mit den Miezen bereits vor Jahren trainiert, wo die Haustür ist, falls sie versehentlich mal ausgesperrt sind oder hinunter fallen. Gála kam dann auch gleich um die Ecke und war froh, nach oben rasen zu können! Dort hat sie sich erstmal über die von Poldi verschmähte Nahrung hergemacht. Durch die kalte Nacht war sie recht ausgehungert. Zum Glück war sie nicht ganz durchnässt! Vermutlich hatte sie sich die Nacht über auf der Terrasse oder in der Hecke versteckt. Trotzdem habe ich sie mit einem Handtuch abgerubbelt, damit sie nicht so lange feucht bleiben muss. Verletzt ist sie offensichtlich nicht, hat auch gleich nochmal eine Portion Futter vertilgt.
Wie sie überhaupt nach draußen gelangt ist, hat sie mir nicht verraten. Entweder ist sie tatsächlich vom Sturm von der Balkonbrüstung geweht worden (dann wäre sie weich gefallen, entweder auf eine Wiese oder in die Hecke), oder es war versehentlich die Haustüre auf und sie ist rausgegangen… aber bei dem Wetter?

Jedenfalls bin ich froh, dass Gála unbeschadet wieder da ist – und selbst Poldi, der die Kleine ja gerne triezt, hat sich gefreut und ihr liebevoll das Köpfchen geleckt.

Vitamin B für die Katz‘!

B-Vitamine und ihre Bedeutung (nicht nur) für Ataxiekatzen

Die Vitamine der B-Gruppe stellen keine einheitliche Klasse dar. Sie sind chemisch und pharmakologisch völlig verschiedene Substanzen.

Die Gruppe der B-Vitamine kommt in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor (z. B. in Fisch, Leberprodukten, Milchprodukten, Broccoli, Spinat oder Grünkohl). Eine Ausnahme stellt Vitamin B12 dar, welches in pflanzlichen Lebensmitteln nicht enthalten ist und auch im Gegensatz zu allen anderen wasserlöslichen Vitaminen im Körper gespeichert werden kann.

Quelle Wikipedia

Thiamin, oder auch Vitamin B1, ist demnach ein wasserlösliches Vitamin aus dem B-Komplex. Es ist für die Entwicklung und Funktion des Nervensystems immens wichtig.

Die Thiaminmangel-Enzephalopathie der Katze

Da Thiamin als Coenzym im KohlenhydratStoffwechsel eine besondere Bedeutung für die Energieversorgung des Gehirns hat, kommt es bei einem Mangel zu Degeneration von Nervenzellen, Gefäßerweiterung und punktförmigen Blutungen, vor allem im Bereich des Hirnstamms.

Die Erkrankung beginnt zunächst unspezifisch mit reduzierter Futteraufnahme und manchmal Erbrechen. Als neurologische Symptome kommen eine durch die Kleinhirnschädigung ausgelöste Bewegungsstörung (Ataxie), erweiterte und kaum auf Lichteinfluss reagierende Pupillen, Krampfanfälle, eine Abwärtsbiegung des Halses hinzu. Im Endstadium fallen die Tiere ins Koma und sterben schließlich.

Neben dem Vorbericht und den klinischen Symptomen sind im Blut und Hirnwasser erhöhte Konzentration von Brenztraubensäure und Laktat sowie eine verminderte Aktivität der Transketolase in den roten Blutkörperchen nachweisbar.

Im Frühstadium ist die Heilungsaussicht durch Gabe von Thiamin gut. Mit zunehmenden neurologischen Symptomen wird die Prognose dagegen immer schlechter, da die Zerstörung der Nervenzellen irreversibel ist.
Quelle Wikipedia

Wie kann es zu einem Thiaminmangel kommen?

Z.B. durch zu geringe oder fehlende Aufnahme von Thiamin bei mangelnder Nahrungsaufnahme.

Dies kann zum Beispiel bei einem Kitten auftreten, welches sich bei seinen Geschwistern nicht „durchsetzen“ kann und deshalb zu wenig Nahrung bekommt oder bei einer alten Katze, die durch eine, nicht vom Gehirn ausgehende, Krankheit wenig bis gar nicht frisst.

Zerstörung des Thiamin durch Hitze

Das Vitamin B1 ist hitzeempfindlich und wird beim Kochen bis zu 40% zerstört. Da es wasserlöslich ist, geht auch Thiamin an das Kochwasser verloren. Kocht man Katzenfutter selbst, sollte man diese Tatsache im Auge behalten.

Quelle http://www.Feline-Senses.de

Zerstörung des Thiamin durch Thiaminase

Eine hohe Menge des Enzyms Thiaminase kann das Thiamin zerstören. In rohem Süßwasserfisch ist viel Thiaminase enthalten, die bei ausschließlicher Fischfütterung zu Mangelerscheinungen (bis hin zur Ataxie) führen kann kann. Seefisch ist in dieser Hinsicht unbedenklich Trotzdem sollte man rohen Fisch nur sparsam bzw. maximal zweimal pro Woche geben. Durch Erhitzen wird die Thiaminase zerstört. Wer sicher gehen will kocht, dünstet oder brät den Fisch ohne Gewürze.

Industrielles Feucht- oder Nassfutter ist immer dampfgegart oder gekocht, daher können alle Sorten mit Fisch bedenkenlos, auch häufig, gereicht werden. Trockenfutter ist in dieser Hinsicht ebenfalls völlig unbedenklich.

Vitamingabe

Was nie schadet und daher jedem Katzenhalter geraten werden kann, ist die regelmäßige, durchaus tägliche, Gabe einer kleinen Prise Haferflocken oder Bierhefeflocken im Futter. Hafer und Hefe enthalten viel Vitamin B!
Das ist nicht nur für die Nerven gut, sondern auch für Krallen, Fell und Haut.
Falls man sich mit einer „Prise“ schwertut (je nach Fingergröße kann eine Prise ziemlich unterschiedlich ausfallen…): es gibt auch Bierhefetabletten (z.B. in Drogeriemärkten).
Hier wäre die richtige Dosis: 1 Tabl. pro erwachsene Katze pro Tag. Manche Katzen nehmen diese sogar als Leckerchen. Die Tabletten sind eher weich in der Konsistenz.
Wenn ein Ataxist sie nicht essen kann oder mag, kannst man sie zerbrechen, mit dem Messer zerkleinern, mit einem Fleischklopfer zerstoßen oder mörsern.

Gerade Katzenkinder aus schlechter Aufzucht (z.B. aus Streunerpopulationen) können einen B1-Mangel haben, so dass man ihnen durchaus regelmäßig eine kleine Menge Bierhefeflocken in die Welpennahrung einrühren sollte.

Vitamin B1 sollte immer oral, also mit der Nahrung gegeben werden, denn beim Spritzen in den Muskel kann es in seltenen Fällen zu Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zu Atemnot oder Schock kommen.

Manchmal wird für Ataktiker auch ein sog. „Vitamin B-Komplex“ empfohlen. Es handelt sich dabei um Präparate, die Menschen in Stresssituationen einnehmen.
Ob man dies der Miez‘ geben sollte, ist fraglich. Zum einen kommt es beim Ataktiker besonders auf das Vitamin B 1 an, man müsste bei einem Komplex-Präparat daher prüfen, ob B1 (ausreichend) enthalten ist.
Außerdem sind diese Produkte ziemlich teuer. Komplexpräparate würde man nur als „Kur“ anwenden, z.B. 2 x jährlich.
Mit den Haferflocken bzw. der Bierhefe kommt man günstiger zum gleichen Ziel.

Exkurs: Vitamin B12 (Cobalamin)

Ab und zu werden für Ataxiekatzen sog. Vit.B12-Kuren empfohlen.

Vitamin B12 ist in fast allen Nahrungsmitteln tierischer Herkunft (auch Eiern und Milchprodukten) enthalten und wird sehr gut als Depot in der Leber gespeichert.

Katzen haben als Fleischfresser selten einen Vitamin B12-Mangel, während er bei Menschen (insbesondere bei Veganern) und Pflanzenfressern durchaus vorkommen kann.
Je „naturnäher“ eine Katze also ernährt wird, desto weniger kann es zum B12-Mangel kommen. Daher ist bei Fertigfutter unbedingt die Zusammensetzung zu prüfen. Viele Futtermittel bestehen hauptsächlich aus Getreide, das für eine Katze so gut wie keinen Nährwert hat (als Fleischfresser kann sie pflanzliche Stoffe kaum verwerten). Da Vitamine jedoch im Regelfall künstlich zugesetzt werden, ist die Gefahr eines Vitaminmangels recht gering (andere gesundheitliche Probleme durch Getreidefütterung sind nicht Thema dieser Abhandlung).

Neben der Anämie ist eine Folge eines B12-Mangels eine „sensorische Neuropathie“ durch die Stoffwechselbeeinträchtigung. Dabei werden die peripheren Nerven geschädigt, also grob gesagt alles außerhalb des Gehirns. Dabei wird z.B. Gewebe in der Nervenscheidewand abgebaut, das führt dann zu verzögerter Reizweiterleitung bzw. zu sensorischen Störungen. Man könnte sich vorstellen, dass diese Katze z.B. ein verringertes Schmerzempfinden hat oder nicht mehr sicher mit den Pfoten fühlen kann, was ggf. zu einer Bewegungs- oder Gleichgewichtsstörung führt.

Beim Menschen kann B12-Mangel Ursache sein für Erschöpfung, Schwäche, Kältegefühl in Händen und Füßen und Konzentrationsstörungen. Das alles können auch Stressanzeichen sein!
Solchen Menschen gibt man B12 als Kur.

Wie bereits beschrieben, kann eine Katze kaum einen B12-Mangel haben, auch ein Ataktiker nicht. Es wäre nur dann möglich, wenn die Katze schon einen extremen Vitamin B1-Mangel (= Thiamin-Mangel) hat, denn dieser würde einem B12-Mangel vorausgehen.

Bei der Ataxie steht ja die zentralnervöse Schädigung im Vordergrund, z.B. durch Vitamin B1-Mangel. Vitamin B12 hat dagegen einen Einfluss auf die peripheren Nervenfasern, ist also eine ganz andere „Baustelle“.

Der einzige Grund, warum eine Katze B12 benötigen könnte, könnte eine Erschöpfung und allgemeine Schwäche aufgrund großem Stress sein, z.B. bei Tierheimaufenthalt, Pflegestellenwechsel oder Rekonvaleszenz nach schwerer Krankheit. Dann sollte es aber nur schwach dosiert als Kur 10-14 Tage verabreicht werden (zusätzlich zu einer B1-Gabe), denn eine Überversorgung kann zu allergischen Reaktionen führen. Die Gabe von B12 durch den Tierhalter im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsfürsorge kann daher nicht empfohlen werden.

Es gibt nur sehr wenige Indikationen für eine B 12-Gabe: bei Rauchvergiftung (z.B. wenn man eine Katze aus einem Wohnungsbrand rettet) oder bei Vergiftung mit alten Ungeziefervernichtungsmitteln mit Blausäure, das z.B. noch in Kellern oder alten Schuppen lagern kann. Auch im Rahmen einer IBD (entzündliche Darmerkrankung) hat die Katze einen erhöhten Bedarf.
In einem solchen Fall spritzt der Tierarzt Vitamin B12 gezielt und wird das Tier stationär in der Klinik überwachen.

Krampfanfälle durch Thiamin-Mangel

Für den medizinischen Laien ist die Ursache von Krampfanfällen leider nicht feststellbar.
Jeder Tierhalter wird zunächst erschrecken, wenn sein Kätzchen krampft!

Einen guten Tierarzt zu finden ist besonders wichtig, wenn man ein Wackelkätzchen hat!
Er/Sie wird nach eingehender Diagnostik feststellen können, ob hinter dem Anfallsgeschehen ein Thiamin-Mangel steckt oder eine Form der Epilepsie.

Wichtige Maßnahmen, wenn ein Kätzchen krampft:
– aufschreiben, wie lange der Anfall exakt dauert (auf die Uhr schauen),
– wie häufig er auftrifft,
– wann genau er auftritt (z.B. nur nachts),
– wie der Krampf „aussieht“ (was macht die Katze dabei genau, z.B. Kopf überstrecken, Krallen abwechselnd strecken oder einziehen, zittrige Augenbewegungen, sabbern, Urinabgang…). Am besten sogar noch fotografieren oder filmen…
– und das alles trotz aller Panik!
Doch je besser man den Krampfanfall beschreiben kann, desto mehr hilft man dem Tierarzt bei der Diagnose – und somit seiner Katze.

Erste Hilfe:
– Ruhe bewahren!
– darauf achten, dass die Katze sich nicht verletzt (z.B. kann sie vom Bett oder Kratzbaum fallen oder sich den Kopf anstoßen?).
– falls man die Katze wegen der Verletzungsgefahr umbetten muss (z.B. auf den Boden legen), nehme man die Katze nur in einem Handtuch oder mit festen Handschuhen hoch. Die Katze kann im Krampfanfall unbeabsichtigt kratzen und/oder beißen!
– Raum abdunkeln
– Sauerstoff zuführen = Fenster öffnen
– wenn der Anfall länger als ca. 3 Minuten dauert, bitte das Tier sofort in die Tierklinik bringen oder den Tierrettungswagen rufen!

Auch nach kürzeren Anfällen sollte man den Tierarzt aufsuchen, vor allem wenn es sich um ein wiederholtes Geschehen handelt.

Nach einem Krampfanfall sind viele Katzen sehr verschmust und suchen Nähe! Andere sind ängstlich. Manche verstecken sich. Einige suchen Wärme und kuscheln sich ein. Viele sind „sterbenshungrig“ und wollen sofort fressen!
Am besten spricht man ganz ruhig mit dem Tigerchen und „betüddelt“ es, wenn es möchte. Fressen und trinken darf die Miez‘, sobald sie selbständig in Richtung Küche aufbrechen kann. 😉

Andrea Schäfer
Tierheilpraktikerin/Tierpsychologin
www.thp-schaefer.de

26.05.2011

Homöopathie fürs Tier

Der deutsche Arzt Samuel Hahnemann entdeckte Ende des 18. Jahrhunderts an der Wirkweise eines Malariamittels, dass es je nach Dosierung krankheitsähnliche Symptome auslösen, aber auch heilend wirken kann, wenn man es verdünnt. Bereits der große griechische Arzt und Heiler Paracelsus sagte „Die Dosis macht das Gift“. Die Homoöpathie erweitert dies in „Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt („similia similibus curentur“).

Hahnemann verfeinerte seine Arzneiherstellung immer weiter, entwickelte eine spezielle Methode der Verdünnung („Potenzierung“) und erweiterte die Mittelpalette immer mehr – häufig übrigens im Selbstversuch! Er schrieb das „Organon der Heilkunst“, gewissermaßen die „Bibel“ der Homöopathen. Dieses Buch erschien mit der Zeit in immer mehr Auflagen und Übersetzungen, wobei jede neue Ausgabe deutlich erweitert wurde. Hahnemanns Tod hat die Entwicklung nicht aufgehalten: Ärzte und Heilpraktiker in der ganzen Welt haben die Homöopathie weiter entwickelt, neue Mittel gefunden, zusätzliche Potenzierungsmethoden entwickelt und auch die Verabreichung der Mittel optimiert. Die Arzneien stammen heute aus dem Pflanzen-, Tier- (z.B. Bienen- und Schlangengifte) und Mineralspektrum. In „Nosoden“ wirken sogar Krankheitserreger als Heilmittel. Im „Arzneimittelbild“ werden alle Reaktionen und Wirkweisen der jeweiligen Substanz festgehalten. Homöopathie ist, wie die ganze Medizin, ein dynamischer Prozess! Auch heute werden neue Mittel und weitere Anwendungsbereiche gefunden, und sicher gibt es auch in Zukunft noch viel zu entdecken!

Wie kann nun die Homöopathie für Tiere angewandt werden?

Die klassische Homöopathie versucht, das „eine“ passende Mittel für den Patienten zu finden. Der Therapeut wird eine Untersuchung des Patienten machen, vor allem fragt er jedoch nach vielen Umständen, die scheinbar nichts mit der Krankheit zu tun haben.

Zur Verdeutlichung: Schulmediziner sehen sich den Patienten an, fragen nach den Symptomen einer Krankheit, setzten weitere diagnostische Maßnahmen ein (Ansehen, Abtasten, Abhören, Fieber messen, Blutabnahme, Röntgen und was noch alles der Krankheitsfindung dienen kann). Zum Schluss kommt eine Diagnose heraus: Nierenschäden, Herzminderleistung, Zahnstein, Katzenschnupfen, … Ist die Diagnose gestellt, wird versucht, die Krankheit zu bekämpfen: die nieren- oder zuckerkranke Katze bekommt eine Diät, der Hund mit einer Entzündung ein Antibiotikum, ein Allergiker Cortison, ein Tumor wird operiert, der Zahnstein wird entfernt.

Klassische Homöopathen gehen völlig anders vor: eine körperliche Untersuchung wird von einigen Therapeuten durchaus gemacht, aber die Absicht ist etwas anders. Homöopathen betrachten nicht das einzelne Symptom, sondern den gesamten Organismus, und zwar Körper und Geist. Diese Betrachtungsweise nennt man „ganzheitlich“. Wenn ein Homöopath die Temperatur misst und Fieber feststellt, ist dies nur ein Hinweis auf ein Geschehen im Körper – irgendetwas ist ins Ungleichgewicht geraten. Das Fieber ist aber nur ein Hinweis, die Suche geht weiter! Eine homöopathische Mittelfindung erfordert einen ganzen Fragenkatalog – und weil das Tier uns nur wenig sagen kann, ist hier der Besitzer gefragt. Die Fragen gehen sehr ins Detail, auch der Charakter des Tieres spielt eine Rolle. Ob ein Kater eher ein fröhlicher Katzenkumpel ist, oder eher ein eigenbrötlerischer Mäkelbruder, kann zu einem erheblichen Unterschied in der Mittelwahl führen, auch wenn die beiden dieselben Symptome zeigen. Neigt Bello zu Ohrmilbenbefall, macht es in der Homöopathie einen großen Unterschied, ob eher das linke oder rechte Ohr betroffen ist! In der „Repertorisation“ gewichtet der Therapeut die Feststellungen, denn manche Symptome und Feststellungen sind für die Mittelfindung wichtiger als andere. Sicher wird deutlich, dass Homöopathie ein aufwendiges Verfahren ist. Der Vorteil ist jedoch, dass unser Tier ein Mittel erhält, das ganz genau auf ihn abgestimmt ist! Individueller kann Medizin kaum sein! Der Schulmediziner verpasst dem fiebernden Kaninchen ein Antibiotikum… „wenn es in drei Tagen nicht besser ist, kommen Sie wieder.“ Welche Art der Medizin verschafft uns instinktiv ein besseres Gefühl?

Nein, nicht alle Tierärzte machen Medizin nach „Schema F“, viele bemühen sich sehr um ihre Patienten!

Und nein, die Homöopathie kann nicht alles – aber viel!

Wissenschaftler haben großartige Medikamente und Methoden entwickelt: Antibiotika, Cortison, Operationen und viele weitere Methoden können Leben retten, vor allem im Akutfall! Wurde der Hund beispielsweise vom Auto angefahren, gehört er unbedingt in die Tierklinik.

Gerade bei chronischen Erkrankungen sind die Mittel der Schulmedizin jedoch häufig begrenzt. Hautkrankheiten sind ein gutes Beispiel. Sind Parasiten ausgeschlossen oder bekämpft, bleiben dem Tierarzt häufig nur noch Cortison-Präparate. Ein wertvolles Mittel bei einem akuten Allergiegeschehen (z.B. Bienenstich im Rachen mit Zuschwellen der Atemwege) – bei länger dauerndem Gebrauch sind die Nebenwirkungen jedoch nicht zu vernachlässigen.

Für den Homöopathen sind Hautkrankheiten ein Zeichen eines innen liegenden Prozesses, der durch das Cortison lediglich unterdrückt wird. Vielleicht ist das Immunsystem geschwächt. Vielleicht hat der Körper im Lauf der Zeit Giftstoffe angesammelt, die über die Haut ausgeleitet werden. Vielleicht hat die Katze Stress, der sich in dem Hautgeschehen äußert. Heilung geschieht demnach von innen. Geht es der Katze rundherum gut, ist alles „im Lot“, wird auch die Haut besser werden. Eine homöopathische Therapie wirkt von innen nach außen, es kann also ein wenig dauern, bis man eine Verbesserung bemerkt. In vielen Fällen zeigt eine „Erstverschlimmerung“ an, dass ein Prozess in Gang kommt, der Körper sich also mit dem Mittel auseinander setzt. Ist das Mittel richtig, kommt danach der Heilungsprozess in Gang, durch die verschiedenen „Potenzen“ ist eine Feinabstimmung der Therapie möglich.

Homöopathie wirkt durch die „Information“ des Mittels, das aus dem Pflanzen-, Tier- oder Mineralreich stammen kann. Die Tiefpotenzen enthalten messbare Grundstoffe und werden eher bei akuten Geschehen eingesetzt. Je mehr verdünnt wird, desto weniger „stoffliche“ Moleküle enthält das Mittel – desto höher ist jedoch der Informationsgehalt, und diese Hochpotenzen werden eher bei chronischen Leiden oder zur Regulierung der Psyche eingesetzt. Die Wissenschaft kann die Wirkung (vor allem) der Hochpotenzen bis heute nicht erklären, was natürlich die Kritiker auf den Plan ruft. Die Befürworter wissen jedoch, dass sich gerade ein Tier nichts „einbilden“ kann. Der „Placebo-Effekt“ ist bei Tieren daher nicht gegeben. Die Gegner argumentieren auch, die Homöopathie nütze nur durch die größere Aufmerksamkeit, die man durch die aufwendige Beobachtung und Befragung dem kranken Individuum schenkt. Hand aufs Herz: wäre es denn so schlimm, wenn die Wirkung „nur“ darin bestünde?

Die klassische Homöopathie ist demnach ein aufwendiges Verfahren, das sich grundlegend von der Schulmedizin unterscheidet.

Nun wird auch deutlich, dass es mit den im Buchhandel erhältlichen Ratgebern oft nicht weit her ist. Natürlich gibt es Mittel, die sich für eine „Hausapotheke“ und für alltägliche Unpässlichkeiten eignen. Da diese Mittel aber nicht individuell auf den Patienten abgestimmt sind, kann es sein, dass sie einfach nicht wirken wollen. Hier der Homöopathie die „Schuld“ zu geben, wird der Sache nicht gerecht!

Neben der „klassischen“ Homöopathie gibt es noch weitere Anwendungsformen. Da die genaue Repertorisation ein sehr aufwendiges Verfahren ist und vom Anwender eine lange Lehr- und Erfahrungszeit erfordert, haben Ärzte und Wissenschaftler Arzneimittel entwickelt, die verschiedene Homöopathika enthalten – und solche, die verschiedene Mittel zusätzlich in verschiedenen Potenzen enthalten. Viele dieser Mischungen nennt man „Komplexmittel“. Diese Arzneien werden symptomatisch angewandt. So gibt es Mittel für bakterielle oder virale Erkrankungen, solche die Nieren oder die Leber unterstützen, andere die das Immunsystem stärken und vieles mehr. Vergleicht man dies mit dem oben genannten, werden diese Mittel gewissermaßen wie schulmedizinische Arzneien angewandt. Wie bei den Homöopathie-Ratgebern in der Buchhandlung oder im Internet kann die Anwendung dieser Komplexmittel fehlschlagen, da sie nicht auf den jeweiligen Patienten abgestimmt sind. Das heißt nun nicht, dass sie nicht wirken! Bei einer sorgfältigen Auswahl durch den Therapeuten sind auch die Komplexmittel wertvolle Arzneipräparate.

Die Homöopathie ist für alle Tierarten geeignet! Ob Katze, Hund oder Pferd… selbst Nutztiere werden in der ökologischen Landwirtschaft oft homöopathisch betreut. Auch kleine Heimtiere wie Kaninchen, Wellensittiche oder Reptilien profitieren von den „Globuli“ genannten Kügelchen, den Tropfen oder Injektionslösungen. Tierhalter, die die Homöopathie als Alternative oder Ergänzung zur Schulmedizin wählen möchten, tun auf jeden Fall gut daran, sich an einen Tierheilpraktiker oder naturheilkundlich arbeitenden Tierarzt zu wenden, und „Bello, Miez‘ & Co.“ nicht im Selbstversuch zu behandeln.

Ich wünsche Ihnen und Ihren tierischen Freunden eine gesunde Zeit!

26.10.2011

Andrea C. Schäfer, www.thp-schaefer.de