Homosexualität im Tierreich

Gestern gab es im Rahmen des CSD in Köln eine Sonderführung im Zoo: „Homosexualität im Tierreich“.

Bereits bekannt waren mir schwule Pinguine, die ggf. sogar ein Ei stehlen und das Junge fürsorglich aufziehen. Auch Konrad Lorenz hatte schon in den 70er Jahren Gänse beobachtet, die gleichgeschlechtliche monogame Beziehungen hatten.

Neu war mir, daß es bei 450 Tierarten homosexuelles Verhalten wissenschaftlich belegt ist. Das geht que(e)r über alle Gattungen, von Insekten (z.B. Libellen) über Reptilien bis zu Vögeln und Säugetieren.
Sexuelles Verhalten wird unterschieden in Sexualverhalten ohne Paarung, Sexualverhalten mit Paarung (ggf. incl Penetration und Ejakulation), und Paarung incl. Aufzucht von Jungen.

Häufig wurde homosexuelles Verhalten früher umgedeutet, so nach dem Motto: es kann nicht sein, was nicht sein darf… So hat man früher das gegenseitige Besteigen bei Giraffenbullen als Rangordnungs- oder Dominanzverhalten angesehen. Würde es sich dabei tatsächlich um eine Unterdrückungsgeste handeln, warum penetrieren und ejakulieren sie dann und wechseln auch die Position (also wer steht und wer aufreitet… 😉

Zärtlichkeiten werden häufig auch gleichgeschlechtlich ausgetauscht. Es gibt reine Löwinnenrudel, die nur während der Empfängnisbereitschaft zur Zeugung von Nachwuchs ein Männchen zulassen. In der Zwischenzeit gibt es innige Bindungen zwischen zwei bestimmten Löwinnen, auch sexuelles Verhalten und gemeinsame Jungenaufzucht (z.B. säugen beide Partnerinnen die Jungen) zeigen diese lesbischen Paare.

Bei den Bonobos (Primatenart) geht es recht wild zu. Sex dient dort dem Streßabbau und der Harmonie in der Gruppe. Da treiben es Weibchen mit Weibchen, Männchen mit Männchen, Weibchen mit Männchen, auch enge Verwandte, sogar Elternteile mit ihren Kindern. Beobachtet wurde in Köln z.B., als man zwei Weibchen einen Apfel gab. Beide wollten natürlich den Apfel haben. Was nun?
Sie hatten zunächst Sex und teilten dann den Apfel. :yes:

Grizzly-Bärinnen, die Junge führen, tun sich häufig zu zweit zusammen, um sich gegen die Angriff der Bärenmänner wehren zu können (Bärenmännchen töten häufig die Jungen einer Bärin, damit sie schneller wieder empfängsbereit wird). Was wie eine reine Zweckgemeinschaft aussehen könnte, ist häufig keine, denn man sieht diese Bärinnen auffällig oft eng kuscheln und zusammen schmusen. Auch um die Jungen kümmern sie sich gemeinsam.

Auch bei Elefanten hat man sehr innige Paarbindungen zwischen Kühen beobachtet (incl. Berüsseln der Genitalregionen), und auch in den Bullen-Junggesellengruppen kommt es zu schwulem Sex.

Bei Flamingos kommt es häufig zu gleichgeschlechtlichen Paarungen.
Ebenso bei Bisons, Nashörnern und vielen anderen Tierarten.
Es gibt sowohl monogame Paare als auch Promiskuität (wechselnde Sexualpartner), je nach dem dem, wie diese Tierart Beziehungen eben lebt.

Es gibt sogar Tiere, die das Geschlecht wechseln, man kennt dies z.B. bei Fischen und Amphibien.

Unter den Pinguinen gibt es natürlich nicht nur schwule, sondern auch lesbische Paare.
Besonders ergreifend ist jedoch die Geschichte eines schwulen Pinguinpaares in Köln. Dieses Paar ging auch durch die Presse. Aber die Geschichte ging noch weiter! Man dachte damals im Zoo, vielleicht liegt die Homosexualität am Männerüberschuß. Also beschaffte man mehrere Weibchen, um den Jungs die Möglichkeit zu geben, einen anderen Partner wählen zu können. Tatsächlich tat sich der größere der beiden Pingiuinmänner mit einem Weibchen zusammen. Der andere war gewisermaßen am Boden zerstört. Er rief laut nach seinem Partner, rannte immer hinter dem neuen Paar her, und versuchte das Weibchen wegzudrängen. Daraufhin wurde der große Pinguinmann aggressiv, er biß das andere Männchen regelrecht weg, so daß es zu blutenden Wunden kam. Aber nicht lang…
der große Pinguinmann stellte wohl fest, daß es mit dem Weibchen doch nicht die große Liebe war – und kehrte zu seinem Partner zurück!
Und nun leben die beiden wieder glücklich zusammen… :yes:

Man schätzt, daß wie beim Menschen ca. 10% der Tiere einer Art homosexuelles Verhalten zeigen. Wer also immer noch behauptet, Homosexualität sei unnatürlich, muß sich von der Natur eines Besseren belehren lassen!

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